Noch heute ist Pfarrer Gottfried Leibl in der Region ein Begriff. Viele können Anekdoten von dem beliebten Pirker Seelsorger erzählen, der am Aschermittwoch den 100. Geburtstag feiern könnte. Er betrieb auch den Bau der Pirker Pfarrkirche.

Die Pfarrei würdigt am Aschermittwoch das Wirken von Pfarrer Gottfried Leibl anlässlich der 100. Wiederkehr seines Geburtstages mit einem feierlichen Gedenkgottesdienst. Der Erbauer der Auferstehungskirche wurde am 17. Februar 1921 in Hemau geboren. Nach seiner Priesterweihe 1951 war er zunächst Kaplan in Eschenbach und in St. Jakob in Cham, bevor er 1960 als Kurat nach Pirk kam.

Von Anfang an machte sich der neue Ortsgeistliche mit enormem Elan daran, ein neues Gotteshaus zu errichten, das dem auferstandenen Herrn geweiht ist – wie nur wenige in unserem Land. In der Gemeinde hatte sich die Zahl der katholischen Gläubigen von 650 im Jahr 1950 auf damals über 1000 entwickelt, auch bedingt durch die Stadtnähe und das Aluminiumwalzwerk Hueck & Cie. Dadurch genügte die Kirche „Mariä Heimsuchung“ mit etwa 140 Sitzplätzen nicht mehr.

Mit Unterstützung des Anfang August 1961 eigens gegründeten Kirchenbauvereins, der politischen Gemeinde, des Staates und der Diözese, vieler Förderer und Gönner und vor allem der enormen Spendenbereitschaft der Seelsorgsgemeinde (mehr als eine Million DM) und unzähliger Hand- und Spanndienste gelang es Gottfried Leibl, ein modernes Gesamtkunstwerk zu verwirklichen: inspiriert von den Reformgedanken des Zweiten Vatikanischen Konzils und geprägt von der Unnachgiebigkeit des Bauherrn sowie dessen Gespür für wahre Kunst.

Legendär sind die sogenannten „Scheinwerfersonntage“, an denen nur Geldscheine im Klingelbeutel landeten. Der Bau will zeichenhaft sein Patrozinium, die Auferstehung Christi, inszenieren. Der Baukörper selbst, ein gleichsam aus seiner Umgebung ausbrechender Betonbau, geplant vom renommierten Regensburger Regierungsbaumeister Hans Beckers, weist architektonisch und optisch nach oben und wurde scherzhaft als „Sprungschanze“ bezeichnet. Im Innenraum dominiert neben den Betonstuckarbeiten des Wernberger Künstlers Leo Bäumler und den Emailarbeiten des Kölner Goldschmieds Egino Weinert das vom Münchner Professor Franz Nagel geschaffene Altarfresko.

In diesem wächst der auferstandene Herr wie eine leuchtende, farbige Frühlingsblume aus dem dunklen Untergrund mit dem österlichen Rot hinein in himmlische Höhen. 1964 erfolgten am 19. Juli die Kirchenkonsekration sowie die kanonische Errichtung der Pfarrei und am 11.10. folgt die Installation des Pfarrers, die in Konzelebration der drei „Leibl-Brüder“ Gottfried, Karl und Lorenz, die alle der Berufung zum Priesterdienst gefolgt waren, gefeiert wurde.

Pirks erster Pfarrer hat in dem Vierteljahrhundert, in dem er hier wirkte, der Gemeinschaft noch viel mehr gegeben, als ein Gotteshaus aus Stein. Er baute eine lebendige Gemeinde auf und war ein fürsorglicher Geistlicher mit Feinfühligkeit im Umgang mit Menschen, Begeisterungsfähigkeit und Überzeugungskraft. Sein volles Engagement prägte das gesamte Gemeindeleben. In bleibender Erinnerung sind den Gläubigen seine stets Freude ausstrahlenden Predigten oder die zusammen mit den örtlichen Vereinen durchgeführten Kirchweihfeste, die mit einem zünftigen Kirchweihmontag und einer Verlosung durch den Pfarrer als „Bischof“ und Bürgermeister Stahl als „OB“ abgeschlossen wurden.

Sein Herz galt Jung und Alt: Ein Pfarrzentrum für Jugendliche, Erwachsene und Senioren entstand mit Kindergarten und Spielplatz, Bücherei und Kegelbahn. Für seine großen Verdienste wurde dem Pfarrer 1981 zum 60. Geburtstag von der politischen Gemeinde die Ehrenbürgerwürde verliehen. Nach fast 26 Jahren nahm Leibl im August 1986 Abschied von seiner Lieblingsgemeinde, wie er sie selbst nannte. Als „Austragsgeschenk“ versprach ihm der Gemeinderat jährlich 25 Liter Bier, einen Laib Brot, eine Gans und ein Geräuchertes, das ihm alljährlich zum Weihnachtsfest in Sachrang, wo er als Ruhestandspfarrer lebte, überreicht wurde.

Doch dort verblieb ihm nur kurze Zeit. Mit großer Bestürzung erfuhr die Pfarrgemeinde am 20. Juli 1989, gerade zum 25-jährigen Kirchweihjubiläum, die Nachricht von seinem Tod. So musste sein Bruder Karl, der ihn als „wunderbaren und begnadeten Menschen mit ansteckender Fröhlichkeit“ bezeichnete, dessen Jubiläumspredigt vortragen. Pfarrer Gottfried Leibl wurde am 25. Juli 1989 in Pirk beigesetzt. Eine kleine, von Karl Prell verfasste Gedenkschrift ist derzeit in der Kirche zur Mitnahme aufgelegt.

Anmerkung der Pfarrei:
Der 100. Geburtstag fiel ausgerechnet auf den Aschermittwoch, den Beginn der Fastenzeit, in der man auch der Kirchenmusik ein „Fasten“ auferlegt und das solistische Musizieren zurückfährt.

Wie dann den Kirchenerbauer musikalisch würdigen, der doch das Händelsche Halleluja aus dem Messias so liebte? Das bewährte Gesangsduett Christina Herrmann und Kerstin Kiener hatten sich getragene Lieder ausgesucht, die wohl Pfarrer Leibl auch gefallen hätten. Sehr einfühlend und passend zur Fastenzeit wurden sie wie immer von Roland Assion an der Orgel begleitet. Janusz Skutella brachte dem Jubilar buchstäblich ein Ständchen dar, nämlich das von Franz Schubert. Der warme Ton seines Cellos erfüllte den Kirchenraum. Sehr berührend interpretierte er, ebenfalls begleitet von Roland Assion an der Orgel, noch zwei weitere Stücke, und verlieh so dem Gottesdienst am Aschermittwoch einen sehr feierlichen Rahmen.